13. August 2019
Harninkontinenz der Frau – es ist und bleibt ein Tabuthema in unserer Bevölkerung, obwohl Millionen von Menschen darunter leiden. Viele schweigen darüber und scheuen mitunter sogar den Gang zum Arzt, weil sie große Hemmungen haben, über ihre vorhandenen Beschwerden zu sprechen. Auch Vereinsamung bis hin zu ersten depressiven Erscheinungen können Folgen der Inkontinenz sein; es ist einfach unmöglich, am öffentlichen Leben teil zu nehmen, wenn man nach Urin riecht oder ständig fluchtartig zur Toilette laufen muss, um Schlimmeres zu vermeiden.
„Für eine Blasenschwäche der Frau gibt es diverse Ursachen und dementsprechende Arten der Inkontinenz. So unterscheidet man beispielsweise zwischen Stress-, Überlauf-Belastungs-, Drang- oder Mischinkontinenz“, erklärt Prof. Dr. med. Hisham Ashour, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Frauenklinik am Agaplesion Ev. Krankenhaus Bethanien Iserlohn. „Eine häufige Ursache ist die Beckenbodenschwäche, die eine Folge von Geburten, Tumoren, Schlaganfällen, psychischem Stress, Entfernung der Gebärmutter oder Vergleichbarem sein kann. Aber auch andere Krankheitsverläufe, wie zum Beispiel eine Harnwegsinfektion, Hautreizungen oder Hormonmangel können als Ursache für Inkontinenz in Frage kommen“.
Und die Zahlen der Patientinnen sprechen für sich. Die Prävalenz bei betroffenen Frauen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren liegt bei 10 – 40 Prozent, wobei eine mögliche weitere Dunkelziffer nicht bekannt ist. Allerdings ist eine Harninkontinenz in den meisten Fällen behandelbar. In fünf Prozent der Fälle reicht eine schlichte Gewichtsreduktion. Bei 40 Prozent der Frauen kann konservativ behandelt werden, das heißt durch gezielte Physiotherapie und intensives Beckenbodentraining. In 55 Prozent der Fälle kann allerdings nur ein operativer Eingriff Abhilfe schaffen. Daher ist eine gründliche Untersuchung beim behandelnden Arzt besonders wichtig. Im Agaplesion Ev. Krankenhaus Bethanien und dem daran angeschlossenen Westdeutschen Beckenbodenzentrum können betroffene Frauen entsprechend behandelt werden. Prof. Dr. Hisham Ashour rät in jedem Fall dazu: „Beckenbodentraining ist definitiv auch präventiv zu empfehlen und es ist ohne Umstände in den Alltag zu integrieren. Sollten die Frauen bereits betroffen sein, rate ich in jedem Fall dazu, einen Termin beim Urologen zu vereinbaren und die vorhandenen Probleme beim Arzt offen und ehrlich anzusprechen!“. Die niedergelassenen Kollegen entscheiden dann, ob eine Krankenhauseinweisung erforderlich ist.