Hallux valgus (Zehenballen)

25. Februar 2015

Der Hallux valgus, im Volksmund auch „Zehenballen“ genannt, ist die häufigste Fehlstellung der Füße. Der Großzeh weicht dabei immer mehr zur Kleinzeh hin ab, und gleichzeitig wandert der erste Mittelfußknochen zunehmend zur anderen Seite hin. Der innere Fußrand bildet einen immer stärkeren Winkel, und das Köpfchen des ersten Mittelfußknochens drückt immer mehr im Schuh.

Warum entsteht ein Hallux valgus?

Die Ursache ist oft ein zu enges Schuhwerk mit hohen Absätzen. Frauen sind daher deutlich häufiger betroffen als Männer. Es gibt aber auch eine erbliche Belastung. Da wir immer weniger laufen und daher unsere Fußmuskulatur schlecht ausgebildet ist, tritt der Hallux valgus immer häufiger auch bei Jugendlichen auf. Insgesamt leidet etwa ein Viertel der Bevölkerung unter der Fehlstellung des Großzehs.

Was sind die Folgen?

Durch die Fehlstellung kann der erste Fußstrahl die Belastungen beim Gehen nicht mehr richtig aufnehmen. Die benachbarten Mittelfußknochen werden überbelastet. Durch die Änderung der Abrollbewegung bilden sich zunehmend auch Fehlstellungen der benachbarten Zehen aus (Hammer- / Krallenzeh).

Wie kann man einen Hallux valgus behandeln?

Einlagen und speziell für den Hallux valgus entwickelte Orthesen können das Fortschreiten der Erkrankung verzögern. Die Operation ist die einzige Möglichkeit, den Hallux valgus endgültig zu korrigieren. Im Laufe der Zeit sind viele Operationsmethoden zur Korrektur entwickelt worden.

Was passiert vor der Operation?

Im Rahmen einer Erstvorstellung wird Ihr Fuß genauestens vom Arzt untersucht und die bestehenden Probleme besprochen. Grundlage jeder Operationsplanung beim Hallux valgus sind Röntgenaufnahmen, die sowohl ohne als auch mit Belastung des Fußes
durchgeführt werden.

Nach der Durchsicht der Röntgenbilder wird unser Spezialist mit Ihnen über die operativen Möglichkeiten, den Operationsablauf sowie die Nachbehandlung sprechen und Sie über eventuelle Komplikationen aufklären.

Vor der Operation werden Sie auch mit dem Narkosearzt ein Gespräch führen. Je nach Operationstermin kann dies am Tag der Erstvorstellung oder zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Grundsätzlich stehen drei Narkoseverfahren zur Verfügung: eine Vollnarkose,
eine Rückenmarksbetäubung oder eine alleinige Betäubung des Fußes sind je nach Operationsmethode und Ihrem Gesundheitszustand möglich.

Wie geht die Operation vor sich?

Sie werden am Tag der Operation im Krankenhaus aufgenommen. In den meisten Fällen ist eine stationäre Behandlung für zwei bis fünf Tage notwendig. Ambulante Operationen sind eher selten.


Ein Großteil der Operationsmethoden besteht aus drei Schritten:

  1. Um die Stellung des Großzehs zum Mittelfuß zu korrigieren und den Ballen zu verkleinern, muss die Kapsel des Großzehengrundgelenks mobilisiert werden. Auch sperrende Sehnen werden korrigiert und mobilisiert. Überstehender Knochen wird entfernt, ebenso ein über dem Hallux liegender Schleimbeutel.
  2. Zur Korrektur der Fehlstellung des Mittelfußes wird der erste Mittelfußknochen durchtrennt und wieder in die korrekte Stellung verschoben.
  3. Zum Schluss muss der durchtrennte Knochen durch Drähte, Schrauben oder Platten wieder stabilisiert werden.

 

Was geschieht nach der Operation?

Nach der Operation erfolgt eine Röntgenkontrolle, und sie werden mit einem Spezialschuh mobilisiert. In den meisten Fällen kann der Fuß in diesem Schuh voll belastet werden. Sie können also wieder laufen.

Nach der Entlassung werden Sie vom Hausarzt, ihrem Chirurgen oder Orthopäden weiter betreut. Im Arztbrief, den Sie bei Ihrer Entlassung erhalten, ist das weitere Vorgehen ausführlich beschrieben. Es müssen regelmäßige Verbandwechsel erfolgen. Die Fäden sollten nach 12 bis 14 Tagen entfernt werden. Eine erneute Röntgenkontrolle ist nach sechs Wochen erforderlich. Sollten Probleme auftreten, ist eine Wiedervorstellung in unserem Krankenhaus natürlich jederzeit möglich. Nach sechs Wochen erfolgt eine erneute Röntgenkontrolle, und ab diesem Zeitpunkt kann der Spezialschuh weggelassen werden.

Besonderheiten

Wundern Sie sich nicht: Die Schwellneigung des Fußes, insbesondere abends, kann bis zu sechs Monate anhalten. In bis zu 20 Prozent der Fälle kann sich nach Jahren erneut ein Hallux valgus entwickeln. Nach der Operation sollte gesundes Schuhwerk getragen werden, um die erneute Entwicklung eines Hallux valgus zu vermeiden. Vorbeugend gegen eine erneute Hallux-valgus-Bildung sind Fußgymnastik und Barfußlaufen.

 

Autoren:
Christoph Pohl, Chefarzt Unfalllchirurgie und orthopädische Chirurgie, Ökumenisches Verbundkrankenhaus Trier

Dr. med. Michael Gabel, Chefarzt Fußzentrum Stuttgart, AGAPLESION BETHESDA KRANKENHAUS STUTTGART

Abbildung 1 Röntgenbild operative Versorgung Hallux valgus

Abbildung 2 Röntgenbild operative Versorgung Hallux valgus