25. Februar 2015
Das hat nicht nur ästhetische Konsequenzen. Denn entsprechend der o. g. Strukturen, die der Gesichtsschädel beinhaltet, kann es zu schweren funktionellen Folgen kommen: Doppelbilder durch Verlagerung des Augapfels, Störungen des Bisses durch Verschiebung der Kiefer gegeneinander und Gefühlsstörungen im Gesicht. Wird die Fraktur nicht behandelt, so kann beispielsweise eine eingeklemmte Augenmuskulatur, hervorgerufen durch einen Bruch im Augenhöhlenboden, dazu führen, dass die Bewegung des Auges dauerhaft gestört ist. Korrektes Sehen mit beiden Augen ist in solchen – glücklicherweise seltenen – Fällen nicht mehr möglich.
Diagnostik
Durch die Untersuchung kann der MKG-Chirurg in manchen Fällen nur den Anfangsverdacht für das Vorliegen einer Fraktur stellen. Trotz eindeutiger Beschwerden sichert er den Verdacht, wie auch bei Frakturen von Armen oder Beinen, mithilfe einer Röntgenaufnahme. Hierbei kommen je nach Art der Fraktur andere Verfahren zum Einsatz: Ein Bruch der Kieferhöhle, des Jochbogens oder des Augenhöhlenbodens kann meist schon mit einer einfachen Röntgenaufnahme bestätigt werden, manchmal muss aber ein Schichtröntgen (Computertomogramm = CT) angefertigt werden. Eine Fraktur im Bereich des Kiefergelenkes kann ebenfalls häufig erst im CT vollständig beurteilt werden. Für eine Fraktur im Bereich des bezahnten Unterkiefers genügt in der Regel schon eine Übersichtsaufnahme der Kiefer, das OPG (= Orthopantomogramm).
Therapie
Die grundsätzliche Frage bei der Behandlung von Frakturen lautet stets: Sind die beiden Fragmente des gebrochenen Knochens gegeneinander verschoben oder nicht? Hiervon ist maßgeblich abhängig, ob operiert werden muss.
1. Konservative Therapie
Im Gegensatz zu Brüchen von Armen oder Beinen, die einfach eingegipst werden können, ist es schwierig, Knochen bei Gesichtsschädelfrakturen ruhigzustellen. Eine Vielzahl von mimischen und Kaumuskeln sorgen dafür, dass sich selbst anfänglich unverschobene Frakturen später verschieben oder verkippen. Daher ist eine konservative, also nicht-operative Behandlung, nur in seltenen Fällen die Therapie der Wahl. Beispielsweise kann bei der nicht-verschobenen Fraktur von Jochbein oder Augenhöhlenboden manchmal gänzlich auf einen Eingriff verzichtet werden. Bei der nicht-verschobenen Fraktur des Unterkieferköpfchens wird zwar nicht die Fraktur als solche korrigiert; die beiden Kiefer müssen jedoch häufig für längere Zeit im geschlossenen Zustand verdrahtet werden, um das Kiefergelenk während der Heilung ruhigzustellen. In jedem Fall gilt, dass der Heilungsprozess regelmäßig durch den MKG-Chirurgen kontrolliert werden muss. Zudem muss sich der Patient häufig über Wochen auf weiche Kost einschränken, damit die Kaumuskulatur die Fraktur nicht verschiebt und der Kiefer entlastet wird.
2. Chirurgische Therapie
Die chirurgische Behandlung von Frakturen des Gesichtsschädels besteht in der Regel aus der Reposition der Fragmente und anschließender Fixierung. Bei Brüchen der Kiefer sowie von Jochbein und Jochbogen erfolgt die Fixierung mittels einer kleinen, dünnen Lochplatte aus Titan. Diese wird über den Bruchspalt gelegt und dann mit Schrauben an beiden Fragmenten befestigt, sodass diese sich nicht mehr gegeneinander bewegen können. Die Platten bleiben mindestens sechs Monate im Körper und können anschließend in einem weiteren kleinen Eingriff entfernt werden. Im Falle von Frakturen des Augenhöhlenbodens wird häufig keine Titanplatte sondern lediglich eine Folie eingelegt, die die Weichteile der Augenhöhle (Auge, Augenmuskulatur usw.) stabilisiert. Sie wird nicht entfernt, sondern löst sich langsam auf.
Autor:
Steffen Schöpper, Weiterbildungsassistent MKG, AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM ROTENBURG